Zahnfleischentzündung und Parodontitis
Eine Parodontitis ist eine Entzündung des Zahnhalteapparates. Sie gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Menschen.
Eine Parodontitis beginnt immer mit einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis). Diese ist für den Menschen nur schwer zu erkennen. Am ehesten bemerken Sie eine erhöhte Neigung zu Zahnfleischbluten. Auch kann das Zahnfleisch geschwollen sein; an den Zähnen sieht manoft einen verfärbten bakteriellen Belag. Aus der Gingivitis kann sich eine Parodontitis entwickeln, ohne dass Sie deutliche Zeichen davon wahrnehmen. Außer gelegentlich blutendem Zahnfleisch treten evtl. auf: Mundgeruch, Änderung der Zahnstellung, länger werdende und gelockerte Zähne, sowie gelegentlich Schmerzen, vor allem bei Temperaturreizen.
Wird die Entzündung des Zahnhalteapparates nicht gestoppt, kann sie auf den Kieferknochen übergreifen und schubweise zu dessen Abbau führen. Es kommt zum Zahnverlust. Parodontitis ist die häufigste Ursache für Zahnverlust mit all seinen Konsequenzen.
Weitere Folgen einer unbehandelten Parodontitis können ein erhöhtes Risiko für Komplikationen während der Schwangerschaft (Präeklampsie, Frühgeburten und niedriges Geburtsgewicht) sowie ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen, Schlaganfälle und Diabetes sein. Parodontitis wird häufig erst im Alter von 40 oder 50 Jahren entdeckt, obwohl die ersten Krankheitszeichen durch den Zahnarzt früher feststellbar sind.
Was sind die Ursachen einer Parodontitis?
Bestimmte Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung und das Fortschreiten einer Parodontitis: Stress, manche Allgemeinerkrankungen (z. B. Diabetes), mangelnde Mundhygiene und Rauchen. Raucher erkranken deutlich häufiger an einer Parodontitis als Nichtraucher. Zahnfleisch und auch Knochentransplantate sowie künstliche Zahnwurzeln (Implantate) heilen bei Rauchern wesentlich schlechter ein als bei Nichtrauchern.
Der Verlauf der Parodontitis ist bei Rauchern deutlich schwerer; der Gewebeabbau erfolgt bei ihnen wesentlich schneller. Dadurch werden die Zähne schneller locker und gehen häufiger verloren. Raucher sprechen auf die Behandlung der Parodontitis schlechter an als Nichtraucher. Es gibt Parodontitisfälle, die trotz Behandlung nicht ausheilen. Bei mehr als 90 % dieser Fälle handelt es sich um Raucher.
Es gibt auch eine genetische Komponente, eine Neigung zur Entstehung von Zahnfleischerkrankungen wird vererbt.
Auch angeborene oder erworbene Fehlstellungen der Zähne, wie z.B. Engstände oder Kippungen und Drehungen der Zähne durch Zahnlücken begünstigen die Parodontitis.
Die gesunde Mundhöhle wird von über 700 Arten von Bakterien besiedelt. Die meisten davon sind harmlos. Gingivitis oder Parodontitis entwickeln sich, wenn durch unzureichende Zahnreinigung die Menge der Bakterien zunimmt. Dann können gefährliche Arten vermehrt auftreten. Auch kann der Körper in seiner natürlichen Abwehr geschwächt sein.
Ursache für eine Parodontitis ist immer die Ansammlung von Bakterien in Form der Zahnbeläge (Plaque).
Ohne Beläge kann weder eine Gingivitis noch eine Parodontitis entstehen. Wird der zunächst weiche Belag bei der Zahnpflege nicht entfernt, verfestigt er sich durch Einlagerung von Mineralien: Es entsteht Zahnstein.
Zahnstein fördert das Wachstum der Plaque Richtung Zahnwurzel. Zwischen Zahnwurzel und Zahnfleisch bildet sich ein Spalt, die Zahnfleischtasche. Sie stellt einen idealen Lebensraum für Bakterien dar. Gifte aus dem Bakterienstoffwechsel gelangen in das Zahnfleisch. Dort lösen sie eine Entzündungsreaktion der körpereigenen Abwehr aus. Schweregrad und Verlauf der Zahnbetterkrankungen werden von Menge und Art der auslösenden Bakterien bestimmt, von der individuellen Stärke der Abwehrkräfte des Patienten und von bestimmten Risikofaktoren. Je aggressiver die Bakterien und je schwächer die Abwehrlage des Körpers ist, desto früher und stärker tritt die Krankheit auf. Die Infektionsabwehr kann durch äußere Faktoren nachhaltig geschwächt werden (z. B. Rauchen).
Die Einnahme von bestimmten Medikamenten (blutdrucksenkende, gefäßerweiternde Mittel; Immunpräparate; Anfalldämpfung) kann die entzündliche Reaktion auf die Plaqueansammlung so verändern, dass deutlich sichtbare Zahnfleischwucherungen entstehen. Immer gilt jedoch: Ohne Zahnbelag keine Erkrankung!
Durch die chronische Entzündung wird der Kieferknochen zerstört, wodurch es bei fortgeschrittener Erkrankung zu Zahnverlust kommt. Seltene Formen der Parodontitis führen unbehandelt schon bei jungen Erwachsenen zu Zahnverlust; ansonsten tritt dieser erst später auf, wenn die Parodontitis nicht erkannt und behandelt wird.
Wie wird eine Parodontitis behandelt?
Eine bestehende Parodontitis kann durch eine systematische Behandlung meist zum Stillstand gebracht werden. Grundlage jeder Behandlung ist dabei die vollständige Beseitigung der verursachenden bakteriellen Plaque.
Dabei geht unser Praxisteam in mehreren Schritten vor:
Initial-oder Hygienephase:
Am Anfang einer Zahnfleischbehandlung werden Ihnen zunächst die Ursachen der Parodontitis erklärt.
Weiterhin helfen wir Ihnen, eine gründliche Mundhygiene zu erlernen und zu praktizieren, damit eine langfristige Neubesiedlung der Wurzeloberfläche durch Parodontitis-Bakterien vorgebeugt werden kann. Wir erklären Ihnen dazu, wie Sie die verschiedenen Reinigungsinstrumente richtig handhaben. Röntgenbilder zur Diagnostik werden angefertigt. Danach wird eine professionelle Zahnreinigung durch unsere geschulten ZMF und ZMP durchgeführt.
Die Zähne werden dabei zunächst von den erreichbaren weichen Belägen und Auflagerungenbefreit.
Politur und Fluoridierung der Zahnoberflächen schließen sich an. Je nach Ausgangssituation sind für diese Maßnahmen mehrere Termine notwendig. Bei fortgeschrittenen Erkrankungen sind oft Keimanalysen (Speicheltests) sinnvoll, um abzuklären, ob sehr aggressive parodontale Bakterien vorliegen.
Die Bakterien werden dann nach der mechanischen Therapie zusätzlich mit Hilfe von Antibiotika oder anderen lokal desinfizierenden Maßnahmen (Laserbehandlung, Ultraschall) behandelt. Dies geht mit einer normalen Betäubung des Zahnfleisches für den Patienten dann auch schmerzfrei.
Anschließend werden in der Praxis alle erreichbaren harten Auflagerungen und bakteriellen Beläge mit Anästhesie von den Wurzeloberflächen und aus den Zahnfleischtaschen entfernt. Durch diese erste Hygienephase wird die Bakterienmenge verringert und die Entzündung geht zurück.
Zwischenkontrolle
Nach einigen Wochen erfolgt eine erneute Beurteilung Ihres Zahnfleisches. Wenn die bisherige Behandlung nicht ausgereicht hat, um die Zahnfleischtaschen zu beseitigen, wird Ihnen der Zahnarzt weiterführende Behandlungsschritte vorschlagen
Regelmäßige Nachsorge
Zwei bis drei Monate nach der gründlichen Zahntaschenreinigung wird das Therapieergebniss kontrolliert. Erst jetzt zeigt sich, inwieweit verloren gegangener Knochen gezielt wieder aufgebaut werden kann oder ob kleine plastische Korrekturen des Zahnfleisches eine bessere Hygiene für den Patienten ermöglichen würden. Dieses sollte alle 4-6 Monate durchgeführt werden. Diese Nachsorgetherapie (Recall) soll sicherstellen, dass Bakterienansammlungen vermieden werden und der Patient wieder auf mundhygienische „Schwachstellen“ aufmerksam wird. Nur so kann eine Parodontitis und damit einKnochenabbau erfolgreich und langfristig gestoppt werden.